
“DER HERR WIRD JEDE TRÄNE TROCKNEN” (Offb 7,17)
Friede euch allen aus Getsemani, dem Garten des Gehorsams des Herrn.
Angesichts der Eskalation, die wir erleben, und des brüchigen Waffenstillstands müssen wir unser Gebet verstärken. Es geht nicht darum, die Gebete zu vervielfachen, sondern selbst ein Gebet zu werden, das dem lebendigen Gott gefällt (vgl. Röm 12,1). Wir sollten kleine Abrahams sein, die mit großem Vertrauen und Nachdruck für diese verwirrte Menschheit Fürsprache einlegen, die mit rein weltlicher Gewalt einen Frieden erzwingen will (vgl. Gen 18,24 ff).
In diesen Tagen zeigen uns viele Menschen ihre Solidarität im Gebet und fragen uns, wie sie helfen können. Wir möchten alle einladen, für diejenigen zu beten, die die konkrete Last dieser durch den Krieg verursachten Ungerechtigkeit tragen. Wir tragen kaum deren moralische Belastung und im Vergleich dazu geht es uns sehr gut. Es gibt andere Opfer, die unter der Gewalt des Hasses leiden und Gefahr laufen, diese Wunde zu verewigen, indem sie zur kulturellen Last wird, mit dem die neuen Generationen aufwachsen. All dies sollte uns anspornen, Gott, den Vater, um das Geschenk des Glaubens zu bitten, damit wir die Wirklichkeit so betrachten können, wie sein einziggezeugter Sohn es uns gelehrt hat.
Tatsächlich können wir hier keine ausführliche Debatte über die Macht des Bösen eröffnen, sondern nur erwähnen: Wenn es Henker gibt, die Böses tun, und wir alle die schlechten Früchte sehen, müssen wir bedenken, dass diese Menschen, bevor sie solche sind, Opfer des Bösen sind, seine Sklaven, auch ohne es zu wissen! Das rechtfertigt nicht ihr Tun, sondern sollte uns anspornen, mehr für alle zu beten, auch für unsere Feinde (vgl. Mt 5,38-48).
Als der Herr Jesus in diesem Garten ankam, war es Nacht. Er bat darum, in seiner Nähe zu bleiben. Diese Bitte um Nähe offenbart uns erneut sein größtes Geheimnis. Einerseits lädt er uns ein, nicht allein in die Dunkelheit zu gehen. Andererseits sollen wir erkennen, dass der Herr immer handelt, auch in der dunkelsten Nacht. So kommt er jedem leidenden Menschen entgegen und wird zu seinem Trost. Er kommt, um jede Träne derer zu trocknen, die sein Bild auf ihrem Gesicht tragen (vgl. Offb 7,17; Gen 1,26-27).
Paradoxerweise sind wir selbst in dieser Prüfung zu einem größeren Bewusstsein eingeladen, denn alles vergeht, und nur Gott ist der Absolute. Alles vergeht, er bleibt! In diesem Sinne könnten wir sagen, dass auch wir einen „härteren Krieg“ führen müssen, den Kampf gegen uns selbst, um nutzlose und allzu menschliche Dinge beiseite zu lassen und uns unbewaffnet in Würde dazu zu erheben, was wirklich zählt und der Liebe würdig ist: Gott und unser Nächster. Bitten wir auf die Fürsprache der Allerheiligsten Gottesmutter Maria um das Geschenk des Friedens, das dem Herrn entspricht! Beginnen wir selbst diesen Frieden in der Wirklichkeit zu leben, in die der himmlische Vater uns gedacht und gestellt hat! Leben wir als Bürger des Himmels, die in der Welt sind, aber nicht von der Welt, leben wir im Glauben an Ihn, der allein uns retten kann!
Gutes Beten!